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Anthroposophisch

Anthroposophische Ernährungslehre

Bei der anthroposophischen Ernährung handelt es sich um einen Teil eines ganzheitlichen Konzepts des Philosophen Rudolf Steiner (1862 bis 1925). Obwohl diese Ernährung vorwiegend ovo-lakto-vegetabil ausgerichtet, wird der Verzehr von Fleisch und Fisch nicht untersagt, sondern soll lediglich eingeschränkt werden. Eingeschränkt werden auch Soja, raffinierter Zucker, stark verarbeitete Lebensmittel und Nachtschattengewächse (Paprika, Tomaten oder Kartoffeln).

Das oberste Prinzip der anthroposophischen Ernährung lautet dabei, dass der Mensch einen freien Willen hat und deshalb selbst entscheidet, was er isst. Deshalb werden nur Empfehlungen ausgesprochen. Auf Grundlage seiner Erkenntnisse entwickelte Steiner eine Ernährungslehre, die dem Menschen zu einem höheren Bewusstsein und mehr Wohlbefinden verhelfen soll.

Die Grundlage dieser Ernährung bildet Getreide, denn es hat nach Ansicht der anthroposophischen Ernährunglehre einen „geistigen Gehalt“. Zusätzlich werden Gemüse und Obst gegessen. Milch und Milchprodukte gelten als besonders empfehlenswert. Laut Steiner führe Fleischverzehr dazu, dass der Mensch zu sehr an irdische und materielle Dinge gebunden werde und daher nicht mehr frei sei in seiner Entfaltung. Zudem sollten die Lebensmittel bevorzugt aus dem biologisch-dynamischen Anbau stammen. Grundsätzlich dürfen Lebensmittel zubereitet werden, Rohkost ist nicht vorgeschrieben.

Der Verzehr von Zucker wird allerdings abgelehnt. Zucker gilt als zu stark verarbeitetes Produkt, das die menschliche Ernährung nicht sinnvoll ergänzt. Zum Süßen kann man natürliche Produkte wie Obst, Honig oder Ahornsirup verwenden. Bei der anthroposophischen Ernährung wird zudem eine Einteilung der Lebensmittel in ein esoterisches Konzept vorgenommen. So werden Lebensmittel in unterschiedliche Stoffzustände eingeteilt. Der Lebensäther wird dem Wurzelbereich zugeordnet. Der chemische Äther beschreibt die Stoffumwandlung in Blatt und Stängel. Der Lichtäther wird der Farbe und Assimilation zugeordnet und der Wärmeäther entspricht der Reifung von Samen und Früchten.

Eine wissenschaftlich fundierte Grundlage, die diese Stoffzustände bestätigt, gibt es laut einigen öffentlichen Stimmen nicht. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Dreigliederung der Lebensmittel. Diese Dreigliederung geht auf Goethe zurück, der bereits die Pflanze in drei Teile gliederte. Die drei Glieder sind die Wurzel, das Blatt, der Stängel oder der Samen, die Blüte, die Frucht.

Da die anthroposophische Ernährung in ihren Grundzügen eine vollwertige Ernährung ist, wird sie derzeit als sehr gesund eingestuft. Eine Mischung aus Vollkornprodukten, Gemüse, Obst und Milchprodukten kann dem Menschen durchaus alle Nährstoffe liefern, die er braucht. Allerdings sollte man auch hier auf eine ausreichende Versorgung mit den Nährstoffen Vitamin B12, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren, Iod, Zink und Eisen achten.